Wiederkehrende (christliche) Gedanken











Die Gemeinde als biblische Alternative zur heutigen Struktur der Kirche.
Im dritten Sendschreiben an die Gemeinde in Pergamus (Offenbarung 2,12-17) hält der Schreiber der Gemeinde zu gute, dass sie auch solche hast, welche an der Lehre der Nikolaiten festhalten (2,15). Was die Lehre der Nikolaiten ist, wird in diesem Abschnitt nicht extra gesagt, was sie also bedeutet wissen wir nicht sicher.
Wenn man jedoch den griechischen Namen „Nikolaiten” betrachtet ergibt sich eine Erklärung: Übersetzt bedeutet er „Volksbesieger”, von ›nikan‹ = besiegen und ›laos‹ = Volk.
Dies lässt darauf schließen, dass die Nikolaiten Leute waren, die das Volk zu einer bestimmten Lebensweise zwangen. Sie vertraten vielleicht eine Lehre oder Methoden um über das Volk zu herrschen, man denke hier an Regierungs- oder Verwaltungsmethoden.
Ein besonderer Blick lohnt sich deshalb noch einmal auf das griechische ›laos‹ richten: Interessant ist hierbei, dass das deutsche Fremdwort „Laie” von eben diesem Wort abgeleitet ist. Es bezeichnet im kirchlichen Sprachgebrauch das breite Volk. Im kirchlichen Verständnis ist das Volk, also die Laien, dem Priester, den Bischöfen und letztendlich dem Papst untergeordnet – aber gerade diese Hierarchie ist unbiblisch.
Wenn die Nikolaiten Regierungs- und Verwaltungsmethoden vertreten haben, die eine Hierarchie befürworten, dann haben sie sich Korach (4. Mose 16) angeschlossen und die göttliche Ordnung verworfen. Das Fehlverhalten Korachs lag darin die Autorität des Mose als den von Gott erwählten Sprecher anzuzweifeln. Gott hat Mose als seine Sprecher auf Zeit auserwählt.
Tut die heutige Kirche nicht das gleiche, wenn sie Jesus Christus als alleinige Autorität ersetzt und weltliche Ämter einrichtet und Ihm Seinen Platz einnehmen lassen?
Im ersten Brief an Timotheus lesen wir: „Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst als Lösegeld für alle gab.” (2,5.6). Zur Zeit des Alten Testaments stand diese Funktion zeitweise Mose zu, zur Zeit des Neuen Testamentes steht diese allein Jesus Christus zu.
Handelt ein (kirchlicher) Priester nicht genau wie ein Nikolait, wenn er eine Mittlerrolle zwischen dem Gläubigen und Gott einnimmt? Bedeutet das nicht, dass sich die Lehre der Nikolaiten auf einem frühen Klerikalismus hinausläuft? Gerade diese unbiblische Trennung von Gläubigen in „Geistliche” und „Laien” bestimmt heute evangelische wie katholische Kirchen.
Dies ist eine Methode, ein Ordnungsprinzip, das auf einer weltlichen Sicht beruht. Heutzutage muss alles gemanaget werden. Wir bestimmen wer was managet. Der Priester managet die Pfarrei, der Bischof das Bistum oder die Landeskirche, der Papst die Weltkirche.
Alles ist durchstruktuiert: Priester werden ordiniert, obwohl Paulus zur den Gläubigen in der Gemeinde in Ephesus (Apostelgeschichte 20) doch sagt: „Habt acht auf euch selbt und auf die ganze Herde, in welcher der Heilge Geist euch als Aufseher eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er sich erworben hat durch das Blut seines eigenen Sohnes.” (Vers 28). Paulus spricht hier zu allen Gläubigen und weist jedem die Verantwortung zu. Niemand wird durch Ordination über den anderen gestellt. Allein der Heilig Geist hat die Einsetzungsfunktion inne.
Kirchliches Personal wird bezahlt, obwohl im ersten Timotheusbrief darüber aufklärt wird, dass Gottseligkeit nicht zum Geldverdienen taugt (6,5 – „diejenigen, die … der Wahrheit beraubt sind und meinen, Gottseligkeit sein ein Mittel zum Gewinn.”.
Menschen wird Befehlsgewalt übertragen, obwohl dem der erste Petrusbrief widerspricht: „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, Gott gemäß, auch nicht aus schändlicher Gewinnsucht, sondern bereitwillig, nicht als die, die über ihren Bereich herrschen, sondern indem ihr Vorbilder der Herde werdet.” (6,2.3). Wie soll ein Bischof dem gerecht werden können, wenn er fernab von jeder Gemeinde Entscheidungen trifft? Wie soll ein Priester zum Vorbild in einer Pfarrei herhalten, wenn er nur sporadisch an einzelnen gesellschaftlichen Ereignissen in Erscheinung tritt?
Wie kann man eine zentrale Verwaltung (Bischöfliches Ordinariat, Generalvikariat, Landeskirchenverwaltung) zulassen und meinen die Gläubig Gemeinde zusammenhalten zu müssen, obwohl dies dem Versprechen Jesus entgegensteht, „denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte” (Matthäusevangelium 18,20).
Ist es nicht so, dass wir uns gegenseitig aushalten müssen? So ertragt euch „mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander in Liebe”, wie es im Epheserbrief (4,2) heißt. Welche Macht misst die Welt einer solchen zentralen Verwaltung zu? Du selbst bist doch gefragt, in deiner Ausrichtung auf Jesus Christus. Jeder, der solche Ämter anstrebt, ist (wenn auch nur insgeheim) auf den damit verbunden Einfluss aus.
Hinzu kommt dass diese menschlich erdachte Struktur praktische die Tatsache leugnet, dass Jesus Christus unser Herr allein das Haupt ist und die Gläubigen alle (gleichgestellte) Glieder sind. Im Epheserbrief liest man: „Lasst uns aber die Wahrheit reden in Liebe und in allem hinwachsen zu ihm, der das Haupt ist, Christus. Aus ihm wird der ganze Leib zusammengefügt und wo ein Glied am anderen hängt durch alle Gelenke, … und so wirkt Er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.” (V15.16). Nimmt jemand die Position eines Kirchenführers ein, so schubst er damit Jesus von seinem Platz. Nicht eine Hierarchie ist das Kennzeichen der Gemeinde, sondern ihre Einheit mit Jesus Christus. Im Brief an die Gemeinde in Korinth lesen wir: „Denn wie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl es viele sind, ein Leib sind, so auch der Christus. Denn in einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft worden.” (3,12.13). Obwohl Jesus Christus das Haupt dieses Leibes Gemeinde ist zeigt sich in diesen Versen keine hierarchische Struktur, sondern sie sprechen von der Einheit der Gläubigen.
Kirchliche Ordnung und die damit verbunden Hierarchie führt immer zu Trennung von Menschen. Ämter, wie sie die Kirchen vertreten, spalten diese Einheit der Gemeinschaft aller Gläubigen auf. Wer mag schon eine solche von Gott vorgesehen Ordnung aufheben?
Jesus selbst stellt klar, wer welche Position einnimmt. Im Matthäusevangelium lesen wir: „Ihr aber, lasst euch nicht Rabbi nennen. Denn nur einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch niemanden auf Erden euren Vater nennen. Denn einer ist euer Vater, nämlich der im Himmel.” (23,8-9). Wie kann man da Katecheten oder Diakone einsetzen und sie zu Glaubenslehrern ernennen? Wie kann man dann dem Papst dem Titel ›Heiliger Vater‹ zusprechen? Ist das nicht der bewusste menschliche Versuch Gottes Platz einzunehmen?
Wenn nun mit Werk und Lehre der Nikolaiten der Klerikalismus gemeint ist, dann sollten wir uns das URTEIL Gottes dazu anhören und besagten Vers aus der Offenbarung noch einmal gut lesen und verinnerlichen: „Aber dies hast du (zu Gute), dass du die Werke der Nikolaiten hasst, die auch ich hasse.” (2,6)

© 2007 • Das Wort (ursprünglich unter http://das-wort.net veröffentlicht)



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